Anmerkung

Da sich die Arbeit an dieser Seite dem Ende nähert, oder sich zumindest stark reduziert hat – es gibt immer mal wieder interessante Entdeckungen – möchte ich ein paar eigene Gedanken zu dem Gesehenen und Gezeigten anfügen.

Angefangen habe ich die Website, weil es mir als Zugezogenem auch nach über acht Jahren noch Spaß macht mit der Kamera Steyr zu entdecken. Entlang der Führung und Herausforderung durch alte Fotos noch mehr. Auch, weil ich glaube, dass es selbst für alteingesessene SteyrerInnen interessant ist, wenn Geschichte und Veränderungen ihrer Stadt auf diese Weise anschaulich gemacht werden. Ich selbst habe viel gelernt dabei, obwohl ich mir eingebildet habe mittlerweile eine Menge über Steyr zu wissen. Nicht zuletzt durch die Arbeit am Steyrer Stolpersteinprojekt, das sich inhaltlich teilweise mit der hier beleuchteten Geschichte überschneidet. Was aber hier naturgemäß bildlich im Vordergrund steht, sind weniger Kutschen, Karren und alte Gewerbe, es ist die Architektur und ihre Veränderung, die natürlich auch eine Menge aussagt, über frühere Lebensbedingungen.
Über die Dauer der Arbeit an dieser Site, haben sich mir drei Eindrücke aufgedrängt. Der erste ist banal, aber er springt einem ins Auge: Die Stadt war wesentlich schöner ohne Verkehrszeichen. Der zweite ist, dass sich früher viel mehr Leben auf der Straße abgespielt hat. Das mag ein Stück weit täuschen, da Fotografie zu dieser Zeit nicht alltäglich war und ganze Familien sich bei Fotos vermutlich in ihrer besten Kleidung vor ihrem Haus oder Geschäft, oder in einem ihrer Fenster in Positur stellten für den Fotografen. Das hat aber sicher vor allem damit zu tun, dass es keine Autos gab und dass man nach einem viel längeren Arbeitstag als heute nicht vor dem Fernseher oder Computer saß, sondern wahrscheinlich in einem der in Steyr damals scheinbar zahllosen Wirtshäuser und Gastgärten.
Den dritten Eindruck hinterlässt ein architektonischer Schandfleck. Steyr hat eine wunderschön erhaltene und im Stadtbild weitgehend in sich geschlossene mittelalterliche Architektur. Mit wenigen Ausnahmen wurde sie sehr behutsam ausgebaut und erweitert.
Bei der Betrachtung der Ausnahmen ist mir ein Artikel der Oberösterreichischen Nachrichten zuvorgekommen. Eine der dort genannten Bausünden ist inzwischen Geschichte, an der zweiten nagen gerade die Bagger. Aber das mit Abstand am schlimmsten vergewaltigte und verstümmelte Gebäude Steyrs ist in meinen Augen die ehemalige Industrie-Ausstellungshalle, das spätere Volkskino und heutige Stadttheater. Vor dem einstmals prunkvollen Portal steht eine Fußballplatztribüne, ein Seitenflügel wurde für einen turmhohen Bühnenhausklotz abgehackt und der Rest des Gebäudes ist fast vollständig mit seelenlosen größtenteils bunkerähnlichen Betonbauten umstellt und eingerahmt worden, die in sich auch nochmal ein stilistisches Konglomerat darstellen. Selbst dort, wo man noch einen kleinen Ausschnitt des alten Gebäudes sieht, ist die kunstvolle Fassadengestaltung durch versetzte oder zugemauerte Fenster völlig zerstört worden. Den Rest der einstigen Arkaden, die das Gebäude zu einem freien Blick über die Stadt öffneten, zieren jetzt Wärmetauscher. Lediglich das neue Entrée weist eine gewisse Originalität auf, die aber auch in keinster Weise mit dem historischen Kern harmoniert. Man hätte dieser Ausstellungshalle mit all ihrer architektonischen Schönheit lieber ein Ehrenbegräbnis bescheren sollen, als es auf diese Weise langsam und qualvoll zu ermorden. Dann wäre die neue Architektur wenigstens ein in sich schlüssiges Zeugnis ihrer Zeit. Wenn auch ein abschreckendes.

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